Bauernschenke

künstler:David Teniers der Jüngere
(1610-1690)
datierung:undatiert
technik:Öl auf Leinwand
maße:44 x 54 cm

Das niederländische Bauerngenre, geprägt von Pieter Bruegel d. Ä., zeigt ländliches Leben zwischen Arbeit, Fest und Exzess. David Teniers d. J., sein bedeutendster Vertreter, verzichtet auf groteske und überzeichnete Darstellungen des bäuerlichen Milieus. Als Hofmaler und Kurator war er auch außerhalb dieses Genres aktiv.

Das Bauerngenre

Das niederländische Bauerngenre wird vor allem mit dem Werk Pieter Bruegels des Älteren verbunden. In der Tat hat dessen Erfindungsreichtum und Erzählfreude den folgenden auf diesem Gebiet tätigen Generationen den Weg gewiesen. Gegenstand ist außer der Existenzform des Bauern, seiner Bindung an den Boden und den Wandel der Jahreszeiten eine ausgeprägte ländliche Kultur des Feierns mit ihren Exzessen wie Unmäßigkeit und Gewaltausbrüchen, was im städtischen Milieu stets Anlass zur Satire gab. Deutsche und niederländische Stecher des 16. Jahrhunderts griffen diese Themen immer wieder auf.

Typische Schauplätze des Bildgeschehens sind außer den Dorfstraßen und -plätzen bäuerliche Innenräume wie Scheunen und Tavernen, die freilich hier wie neutrale Bühnenkulissen wirken. Sie zeigen an, dass hier keine Sozialreportage, sondern die Umsetzung stets wiederkehrender Standards geliefert wird. Der Maler hat, anders als seine zeitgenössischen, themengleich orientierten Kollegen wie Adriaen Brouwer, auf karikierende, das Groteske streifende Überzeichnungen verzichtet. Die Bauern, die sich auf den Gemälden von David Teniers zum Feiern oder gemeinsamen Zechen einfinden, verhalten sich zumeist im Rahmen gängiger, im städtischen Milieu gültiger Verhaltensnormen.

David Teniers der Jüngere ist der bedeutendste Repräsentant des flämischen Bauerngenres. Sein Werk ist nicht auf den bäuerlichen Themenkreis beschränkt. Dies dürfte auch mit der offiziellen Stellung zusammenhängen, die Teniers bekleidete: So fungierte er als Kurator jener Gemäldesammlung, die Erzherzog Leopold Wilhelm, jüngster Sohn Kaiser Ferdinands II., während seiner Statthalterschaft in den spanischen Niederlanden (1647–1656) zusammentrug. Später gelangte die Sammlung nach Wien, wo sie heute den Grundstock des Kunsthistorischen Museums bildet.

Text: Ulrich Becker