Holländische Flusslandschaft mit Entenjagd

künstler:Salomon van Ruysdael
(1600/02-1670)
datierung:1663
technik:Öl auf Holz
maße:48,5 x 68,5 cm
Hier ist das Gemälde „Holländische Flusslandschaft mit Entenjagd“ zu sehen. Vor einem blauen Himmel mit weißen Wolken fließt ein Fluss, auf dem vereinzelte Boote fahren. Bei genauem Hinsehen ist beim nächsten Boot, das etwas im Schatten liegt, ein Mann mit einem Gewehr zu erkennen. Er schießt auf Enten, die vom Wasser auffliegen. Auf der linken Seite befinden sich zwei große Bäume. Zentral gelegen, aber etwas weiter in der Ferne steht eine Kirche.

Die niederländische Landschaftsmalerei des 17. Jahrhunderts zeigt eine intensiv beobachtete, stilisierte Wirklichkeit – geprägt von weitem Himmel, ruhigem Wasser und menschlicher Präsenz. Sie wird zum Sinnbild einer Nation, die sich Raum vom Meer zurückeroberte und daraus kulturelle Identität schöpfte.

Weite Himmel, stilles Land

Die niederländische Landschaftsmalerei hat in ihrer großen Blütezeit um die Mitte des 17. Jahrhunderts stets das tatsächliche Aussehen des Landes im Blick. Nicht immer liefert sie ein in jeder Hinsicht detailgetreues Abbild. Vielmehr stellt sie einen ständig variierten Reflex einer intensiv beobachteten Wirklichkeit dar, die bis heute allgemeines Erkennungsmerkmal schlechthin geworden ist: der niedrige Horizont, das ausgiebig geschilderte, in vielfach nuancierten Farbtönen erfasste Wolkenspiel des Himmels. Das Land selbst weist nur wenige, dafür umso deutlichere Akzente auf: Baumgruppen am Ufer der allgegenwärtigen, natürlichen wie künstlichen Wasserstraßen sowie markante Kirchtürme meist kleinerer Städte und Dörfer, die sich vor dem Hintergrund des wolkenverhangenen Himmels wirkungsvoll abzeichnen.

Nicht minder präsent sind die Bewohner:innen des Landes: Die geschilderten menschlichen Aktivitäten muten wenig spektakulär an, doch spricht aus ihnen eine wichtige kulturgeographische Grundbeziehung: Jagd, Personen- wie Warentransport stehen in engem Zusammenhang mit dem Wasser, jenem Element, das das niederländische Volk über Jahrhunderte am meisten fürchtete, aber eben auch zu beherrschen gelernt hat. Die junge Republik, die ihren Widersachern erfolgreich die Stirn bot, musste sich auch gegen übermächtige Naturgewalten behaupten. Das Ergebnis ist eine überaus gut erschlossene, weitgehend von Menschenhand geformte Landschaft, die in nicht geringen Teilen dem Meer abgerungen war.

Diese immer wieder reflektierten, besonderen geographischen Bedingungen haben den Niederlanden, den „Niederen Landen“, ihren Namen gegeben. Die historische Leistung mühevoller Landgewinnung hat wesentlich dazu beigetragen, dass sich die Niederlande nach Erringung der Unabhängigkeit eine Sonderrolle zuschrieben. Damit ist die Landschaftsmalerei – wie auch die Marinemalerei – Ausdruck eines nationalen Selbstverständnisses, das bis heute fortlebt.

Text: Ulrich Becker