Jagd­stillleben mit Hase

künstler:Dirk Valkenburg
(1675-1721)
datierung:1705
technik:Öl auf Leinwand
maße:98,6 x 84,3 cm

Seit dem Spätmittelalter entstand in den Niederlanden eine vielfältige Stilllebenkunst. Tier- und Jagdstillleben verbanden realistische Darstellung mit moralischer Symbolik.

Symbolik in der Tier­darstellung

Seit dem Ausgang des Mittelalters war die belebte wie auch die unbelebte Natur Thema der niederländischen Kunst. Daraus sollte sich eine selbstständige Gattung entwickeln, die Stilllebenmalerei. Diese fächerte sich wiederum in mehrere Untergattungen auf, was eine ausgesprochen marktgerechte Variationsbreite ergab.

Dazu gehört das Tier- und Jagdstillleben, das insofern eine Sonderstellung zwischen belebter und unbelebter Materie einnimmt, als das entwichene Leben noch spürbar zu sein scheint. Dies macht sich umso stärker bemerkbar als die Jagdbeute vor einer dunklen, fast schwarz gehaltenen Nische präsentiert wird und sich mit seinem überaus detailgetreu erfassten Fell bzw. Gefieder wirkungsvoll abhebt. Der hier mit einigen Schnepfen gezeigte, das Bild vollkommen beherrschende Feldhase ist vor allem für seine Fortpflanzungsfreude bekannt. Regelmäßig mit erbeuteten Vögeln dargestellt, symbolisiert er zusammen mit ihnen die Fleischeslust, eine in der Kunst der Zeit oft wiederholte Warnung.

Eine eigene Gattung bildete die zoologisch getreue, von Fachmalern wie Dirk Valkenburg betriebene Darstellung von Tieren, die vom heimischen jagdbaren Wild bis hin zu kostbaren, die Aura des Exotischen ausstrahlenden Bewohner:innen fremder Kontinente reichte. Darin spiegeln sich Besitzerstolz wie Luxusbedürfnis, wie sie für die Amsterdamer Oberschicht in der Spätphase des sogenannten Goldenen Zeitalters typisch sind. Der enorme, aus dem Überseehandel erwachsene Wohlstand, den diese Patrizier:innen zusammen mit ihrer politischen Vorzugsstellung genossen, hatte sie einen aristokratischen Lebensstil annehmen lassen, der sich in prunkvoll ausgestatteten Stadthäusern und bequemen Landgütern vor den Toren der Metropole äußerte.

Text: Ulrich Becker