Rheinlandschaft

künstler:Jan Griffier
(um 1645-1718)
datierung:undatiert
technik:Öl auf Holz
maße:35,1 x 46 cm

Reisen boten Künstlern wie Jan Griffier die Möglichkeit, neue Motive zu finden und sich weiterzuentwickeln. Das Rheintal wurde zu einem seiner zentralen Themen, das er in stimmungsvollen Atelierbildern verarbeitete.

Unterwegs mit dem Pinsel

Ausgedehnte Reisen waren auch für Künstler eine weit verbreitete Übung und stellten Horizonterweiterungen im Wortsinne dar. Oft zwangen auch wirtschaftliche Umstände zu Ortswechseln; dabei boten sie regelmäßig Gelegenheit, den eigenen Fundus an Motiven systematisch zu erweitern.

Das von hohen Bergen gesäumte Rheintal mit seinen zahlreichen Städten und Burgen, erfüllt von lebhaftem Warenverkehr, bot eine Fülle von Anregungen, die sich immer wieder variieren ließen. In Griffiers Werk nimmt dieses Thema eine zentrale Stellung ein. Dabei konnte sich der Maler auf einzelne, in Skizzen festgehaltene Beobachtungen stützen, ohne die örtlichen Gegebenheiten exakt abbilden zu müssen. Solche im Atelier entstandenen Ausblicke in eine ebenso lebendige wie vielgestaltige und von keinerlei Unglück getrübte Welt waren für ein reisefreudiges, bereits Ansätze einer Globalisierung enthaltendes Zeitalter von größtem Reiz und versprachen guten Absatz.

Der Amsterdamer Jan Griffier strebte nach neuen beruflichen Möglichkeiten jenseits der Grenzen seiner Heimat. Seine Laufbahn beschloss er in London, das seit Langem Anziehungspunkt für zahlreiche Landsleute war. Um 1700 zählte es zu den führenden Metropolen überhaupt. England stieg vor allem dank seiner Flotte zur Weltmacht auf, während sich das sogenannte Goldene Zeitalter der Niederlande ungeachtet weiterhin großen Wohlstandes dem Ende zuneigte. Griffiers Werk griff manche ein Jahrhundert zurückliegende Errungenschaft der niederländischen Malerei auf, so die detailliert geschilderte, vielfigurige Winter- bzw. Gebirgslandschaft im verkaufsgerechten Kabinettformat. Die besondere Präzision der Ausführung ist typisch für den verfeinerten Geschmack einer anspruchsvollen Kundschaft zu Beginn des 18. Jahrhunderts.

Text: Ulrich Becker