Stillleben mit Glaspokal

künstler:Pieter Claesz
(um 1598-1661)
datierung:1642
technik:Öl auf Holz
maße:50,2 x 68,5 cm

Pieter Claesz revolutionierte das niederländische Stillleben mit seinen monochromen „banketjes“. In reduzierter Farbigkeit und klarer Komposition verbinden sich handwerkliche Meisterschaft und religiöse Symbolik zu stiller Eindringlichkeit.

Stille Andacht in Grau und Ocker

In gedämpften Grau- und Ockertönen gehalten, sind es nur wenige Lebensmittel, die zusammen mit ebenfalls dunklen, jedoch durch subtile Lichtreflexe hervorgehobenen Trinkgläsern zu einem schlichten, aber eindringlichen Ensemble gebildet sind. Diese karg wirkende Komposition repräsentiert beispielhaft den Typus des monochromen banketje (niederländisch für „kleine einfarbige Mahlzeit“), der die Sonderstellung von Pieter Claesz in der Entwicklung des niederländischen Stilllebens bezeichnet. Der überaus ökonomische Einsatz weniger Farben von geringer Leuchtkraft ist weit entfernt von jenen üppigen, in überbordender Farbenpracht geschilderten, mehrschichtigen Prunkstillleben, die zugleich eine Warnung vor maßloser Lebensweise enthalten.

Die beschränkte, ja karge Auswahl der Objekte bezeugt zusammen mit deren perfekter Wiedergabe mehr als handwerkliche Brillanz. Vielmehr drückt sich darin ein religiöser Bezug aus: Brot und Wein spielen auf das Letzte Abendmahl an, das Christus mit seinen Jüngern als Auftakt zur Passionsgeschichte hielt; der Fisch steht für die strikten Speisegebote in der Fastenzeit. Im streng protestantischen Milieu der Niederlande, die sich auf einem biblischen Fundament, ja als auserwähltes Volk Gottes begriffen, wurden solche Botschaften problemlos verstanden.

Der aus Berchem bei Antwerpen stammende Maler übersiedelte wie viele seiner flämischen Landsleute in den protestantischen Norden der Niederlande. 1621 gelangte er nach Haarlem, wo ein anderer Antwerpener, Frans Hals, sein wohl prominentester Berufskollege war.

Text: Ulrich Becker