Waldlandschaft mit vornehmer Jagdgesellschaft

künstler:Denis van Alsloot
(1570-1626)
datierung:1614
technik:Öl auf Leinwand
maße:145 x 221,5 cm

Um 1600 entstand in der flämischen Malerei die Waldlandschaft als eigene Gattung. Sie vereinte Ehrfurcht vor dunklen, unzugänglichen Wäldern mit deren Bedeutung als Jagdgebiet und Rückzugsort. Denis van Alsloot zeigte in seinem Werk den Forêt de Soignes bei Brüssel.

Flämische Waldland­schaft um 1600

Um 1600 bildete sich in der flämischen Malerei die Gattung der sogenannten Waldlandschaft heraus, wobei reale Beobachtungen in fantastische Kompositionen einflossen. Aus frühneuzeitlicher Sicht waren dichte Wälder regelrechte Angsträume, die sich der zivilisatorischen Bändigung entzogen. Wie die gleichzeitig in Flandern entwickelten, in großer Zahl gemalten Gebirgslandschaften ließen die unwegsamen, bedrohlich dunklen Wälder den Menschen klein und hilflos erscheinen.

Aus der Sicht der Zeit kam dem Schauplatz Wald aber auch eine positive Bedeutung zu: als landesherrliches Jagdrevier, womit er der fürstlichen Verfügungsgewalt unterworfen ist. Ebenfalls positiv war seine Nutzung als geistlicher Rückzugsort, als Stätte religiöser Einkehr. Das Gemälde vereinigt beide Gesichtspunkte und nimmt auf reale Gegebenheiten Bezug. Dargestellt ist das große, südlich von Brüssel gelegene Waldgebiet, der Forêt de Soignes, das angestammte Jagdgebiet des Landesherrn. Das große Areal enthielt mehrere Klöster, so die im Hintergrund gezeigte, heute verschwundene Augustinerpriorei von Groenendael.

Der aus Mechelen stammende Denis van Alsloot arbeitete für den Brüsseler Hof des spanischen Statthalterpaares, Erzherzog Albrecht VII. von Österreich (1559–1621) und Isabella Clara Eugenia (1566–1633). Auf zahlreichen großformatigen Landschaften hielt er reale Orte in der waldreichen Umgebung der Residenzstadt im Wechsel der Jahreszeiten fest. Oft lieferten ebenfalls bei Hof beschäftigte Kollegen die Figuren dazu, eine für die flämische Malerei insgesamt typische Zusammenarbeit von Fachkräften.

Auch dieses Gemälde könnte zu einem Jahreszeitenzyklus gehört haben. Dabei standen dem Maler, der ebenso für die berühmte Brüsseler Teppichweberei arbeitete, sicher jene älteren, nach Entwürfen von Bernaert van Orley (um 1491/92–1542) gewebten Tapisserien vor Augen, die Szenen der Hofjagden Maximilians I. vor der Kulisse des Forêt de Soignes zeigten.

Text: Ulrich Becker