MINT TANK-Stories: Richard Löscher erzählt wie ihn Natur und Technik begeistern

Nach der Auszeichnung mit dem Dr. Hans Riegel-Fachpreis in Mathematik 2012 in Graz, absolvierte Richard Löscher das Bachelor- und Masterstudium, mit Schwerpunkt der Anwendung der Mathematik in der Technik, an der TU Graz. Seit 2020 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU Darmstadt und macht sein Doktorat im Bereich „Numerik und wissenschaftliches Rechnen“.

Womit hast du dich in deiner Arbeit auseinandergesetzt? 

In meiner Fachbereichsarbeit habe ich mich mit der Projektiven Geometrie beschäftigt. Üblicherweise lernt man in der Schule, dass es Geraden in der Ebene gibt, die sich nie schneiden, parallele Geraden. In der Projektiven Geometrie nimmt man allerdings an, dass Geraden immer einen Schnittpunkt haben und nicht einmal im konventionellen Sinn „gerade“ sein müssen, so kann zum Beispiel ein Kreis eine Gerade sein. Es sind nur gewisse Grundregeln, sogenannte Axiome, erforderlich, um noch sinnvoll Geometrie betreiben zu können und interessante Fragestellungen rein konstruktiv zu lösen.

 

Wie bist du auf dieses Thema gekommen?

In der Schule wird die Euklidische Geometrie präsentiert. Mein Betreuer, Mag. David Stuhlpfarrer, hat mich allerdings darauf aufmerksam gemacht, dass es auch andere Formen der Geometrie gibt, die unsere reale Welt manchmal besser modellieren. So zum Beispiel Geometrie auf Kugeloberflächen, bei der Geraden Längenkreise sind. Durch ein Sommerferien-Praktikum am Institut für Geometrie der TU Graz kam ich in Verbindung mit Herrn Prof. Anton Gfrerrer, der mir die Projektive Geometrie, als allgemeinste Form, vorstellte. Mein Interesse mehr darüber zu erfahren war sofort geweckt.   

 

Wie bist du auf den Dr. Hans Riegel-Fachpreis aufmerksam geworden?

Mein Betreuer hat mich darauf aufmerksam gemacht, als die Arbeit fertiggestellt war.

 

Was bedeutet die Auszeichnung für dich?

Einerseits war es natürlich eine große Ehre eine Auszeichnung von einer Fachjury zu bekommen. Andererseits war unter anderem die endgültige Entscheidung Mathematik zu studieren motiviert durch die Auszeichnung mit dem Dr. Hans Riegel Fachpreis und der Prämierung meiner Fachbereichsarbeit durch die Österreichische Mathematische Gesellschaft.

 

Was machst du heute und wie bist du dorthin gekommen?

Seit 1.10.2020 bin ich wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU Darmstadt, und mache hier mein Doktorat im Bereich „Numerik und wissenschaftliches Rechnen“. Das ist ein angewandter Zweig der Mathematik.

Zuvor habe ich ein Bachelor- und Masterstudium, mit Schwerpunkt der Anwendung der Mathematik in der Technik, an der TU Graz absolviert. Bei diesem Studium hatte ich die Möglichkeit studienübergreifende Lehrveranstaltungen zu besuchen. So durfte ich zum Beispiel Physik- und Maschinenbauvorlesungen beiwohnen und einen anderen Blickwinkel auf Problemstellungen erhaschen.

 

Warum hast du dich für einen Ausbildungsweg im MINT-Bereich entschieden?

Die Natur und Technik zu verstehen hat mich schon von klein auf begeistert. So musste es fast geschehen, dass ich ein naturwissenschaftliches Studium wählte. Die Mathematik als Sprache der Naturwissenschaft und Technik war damit für mich an erster Stelle. Da sie die Möglichkeit bietet Beobachtungen präzise zu beschreiben und handhabbar zu machen, bietet das Mathematikstudium ebenfalls eine gute Basis, um mit allen anderen technischen Branchen zu kommunizieren diese zu verstehen. 

   

In welchem Feld möchtest du zukünftig tätig sein?

Egal was kommt, die Mathematik möchte ich nicht missen. In meiner derzeitigen Arbeit darf ich die Mathematik in diversen Bereichen der Technik anwenden und mein Wissen in der Lehre weitervermitteln. Beides macht unglaublich Spaß und ich entdecke jeden Tag neue Sparten, von denen Mathematik ein wichtiger Bestandteil ist. Wo genau es mich hin verschlagen wird, kann ich noch nicht sagen. Das Doktorat ist allerdings die perfekte Zeit, um das herauszufinden.

 

Was spricht deiner Meinung nach für eine Tätigkeit im MINT-Bereich?

Die Ausbildung im MINT-Bereich ermöglicht es nicht nur neue Errungenschaften kritisch zu hinterfragen und zu verstehen, im besten Fall kann man sogar selber etwas weiterentwickeln. Die analytische Denkweise, die man in einem MINT-Studium mitbekommt, ermöglicht es strukturiert und unvoreingenommen an diverse Problemstellungen heranzugehen. So kann man hoffentlich bald das Klimaproblem lösen und, mit dem ein oder anderen Forschungsbeitrag, die Welt verbessern.